AleaThoron
   
  FairyCat's Potions and Passions
  Kapitel 09 — Enthüllungen und eine erwartete Konfrontation
 
DISCLAIMER: Ich verdiene kein Geld damit, habe jedoch genau den unglaublichen Spaß, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Alle agierenden Personen gehören JKR. Ich habe sie mir heimlich ausgeborgt, verspreche aber, gut auf sie aufzupassen und sie wohlbehalten und an Erfahrungen reicher und gereifter wieder zurückzugeben.
 
Beta: Deep Water — Mein ganz spezieller Dank gilt meinem Beta, der eigentlich mein Vater ist, und der es sich trotz seiner schweren Krankheit nicht nehmen ließ, mein erster Kritiker zu sein.
 
 
Coniunctio perpetua by Alea Thoron
 
 
Kapitel 09 — Enthüllungen und eine erwartete Konfrontation
 
Am nächsten Morgen erwachte sie durch ein vorsichtiges Klopfen an ihrer Schlafzimmertür. Im Anschluss daran war Kreachers leise Stimme zu hören: »Miss, Master bittet Sie, in ein paar Minuten zum Frühstück in die Küche herunterzukommen.«
 
Hermione streckte sich und öffnete die Augen. »Ich komme gleich«, teilte sie dem Hauselfen noch immer leicht benommen mit, während sie langsam einen Fuß unter der Bettdecke hervorschob und sich vorsichtig auf die Seite wälzte. Die letzte Nacht war ein wildes Auf und Ab wie in einer Achterbahnfahrt gewesen. Fetzen ihrer eigenen Erinnerungen hinsichtlich des letzten Jahres hatten sich zu guter Letzt mit den von Harry berichteten Erinnerungen vermischt, was zu einem bunten Kaleidoskop von schauerlichen Träumen voller Horror und Beklemmungen geführt hatte.
 
Als sie in die Küche kam, saß Harry bereits mit einer Tasse Tee, einem vollen Teller mit Spiegeleiern und einer aufgeschlagenen Zeitung am Tisch. Kreacher goss auch ihr eine Tasse Tee ein und stellte einen weiteren Teller mit Spiegeleiern und Toast direkt vor sie hin.
 
»Der Klitterer?«, fragte sie, wobei ihr Blutdruck vor Aufregung bereits in die Höhe schnellte.
 
Harry grinste breit. »Druckfrisch. Luna hat Wort gehalten.«
 
Hermione entzog ihm kurzerhand mit einem schnellen Griff die Zeitung, was ihr ein empörtes »He!« einbrachte, welches sie jedoch völlig ignorierte. Sie klappte sie zu und keuchte kurz auf, als sie von der Titelseite her Professor Snape durchdringend anschaute und dann auf seine unnachahmliche Weise mit einem spöttischen Lächeln eine Augenbraue hochzog. In riesigen Lettern prangte dort unter dem Bild:
 
Severus Snape — Der verkannte Held!
Exklusivinterview mit dem Jungen, der Voldemort überlebt hat
von Luna Lovegood
Lesen Sie die wahre Geschichte einer großen Liebe über den Tod hinaus.
 
Und Hermione las den gesamten Klitterer von der ersten bis zur letzten Zeile. Als sie den Kopf hob, um Harry anzuschauen, hatte sie Tränen in den Augen. »Danke, Harry«, flüsterte sie mit zugeschnürter Kehle, erhob sich von ihrem Stuhl und umarmte Harry fest.
 
»Wofür dankst du mir?«, fragte er erstaunt. »Du warst doch gestern dabei, als ich mit Luna gesprochen habe. Du hast doch jedes Wort gehört, das wir miteinander geredet haben. Ich habe schließlich nur die Wahrheit gesagt«, setzte er hinzu, während er beobachtete, wie sich Hermione wieder hinsetzte und mit ihrem Frühstück begann, das inzwischen wahrscheinlich bereits fast kalt war.
 
»Ja, ich war dabei«, antwortete sie nachdenklich und fuchtelte geistesabwesend bei ihren nächsten Worten mit der Gabel in der Luft herum. »Aber … etwas nur zu hören oder es schwarz auf weiß in den Händen zu halten … das bedeutet für mich einen riesigen Unterschied. Glaub’ mir, ich weiß, wovon ich rede. Wenn dies hier schon mir dermaßen unter die Haut geht, wie muss es dann erst auf Andere wirken, auf Außenstehende, aber gerade auch auf diejenigen, die immer geglaubt haben, ihn zu kennen, ihn einschätzen zu können, alles über ihn zu wissen?«
 
Harry schaute aus dem Fenster, während er ihr zuhörte und gleichzeitig seinen eigenen Gedanken nachhing. »Ich wünschte nur, ich hätte einige Dinge vorher gewusst. In mancher Hinsicht war Dumbledore wirklich einfach zu verschwiegen.«
 
»Zu verschwiegen?« Hermione schüttelte ihren Kopf. »Nein, Harry, nichts davon darf man so einfach nur auf Verschwiegenheit abwälzen, denn die hatte, von ihm bewusst oder unbewusst praktiziert, ihre Gründe.« Ihr Blick war nachdenklich in die Ferne gerichtet, so dass Harrys Worte sie unvorbereitet trafen.
 
»Aber du glaubst ihm doch, oder?« Er klang hoffnungsvoll.
 
Hermione seufzte auf. »Ich glaube ihm, ja.« Sie wollte ihm nicht auch noch diese letzte Hoffnung nehmen. Aber sie verschwieg ihm, dass sie Dumbledore nur insoweit glaubte, wie es um die Rehabilitation von Severus Snape ging. Und je länger sie über ihre Begegnungen mit Dumbledore nachdachte, umso größer waren ihre Zweifel an all den anderen Dingen geworden, die er gesagt hatte. Dies alles musste Harry im Moment jedoch nicht wissen.
 
»Er hat doch sehr plausibel erklärt, warum er so handeln musste. Und er hat mit Shacklebolt gesprochen, wie er versprochen hatte.« Es klang, als müsse er sich selbst davon überzeugen.
 
Sie sah ihn an. »Er war ein gefährlicher Geheimniskrämer, der im Verborgenen seine Fäden spann, was sich für seine Umwelt nicht immer als gesund herausgestellt hat, Harry. Und es kommt noch etwas anderes dazu: Die Starrköpfigkeit eines alten, wenn auch weisen Mannes, der glaubte, das Richtige zu tun. Weißt du, ich bin sogar davon überzeugt, wenn er noch einmal vor derselben Situation stünde und dieselben Möglichkeiten zur Auswahl hätte, er würde wieder genauso handeln, wie er es getan hat.« >Leider<, dachte Hermione. Sie ließ in ihrem Tonfall keinerlei Zweifel darüber anklingen, dass sie auch jetzt Dumbledores Verhalten weder guthieß oder auch nur akzeptierte.
 
Harry nickte kummervoll, während er einen weiteren Toast dick mit Butter bestrich. »So ungern ich es auch zugebe, Hermione, ich fürchte, du könntest damit sogar Recht haben.« Er klang nicht sonderlich erfreut darüber, dies eingestehen zu müssen.
 
Die Erfahrungen aus dem letzten Jahr hatten ihn allerdings gelehrt, dass oftmals nichts so war, wie es erschien. Er dachte an den Patronus zurück, der ihn im Forrest of Dean zum Versteck des Schwertes geführt hatte. Damals hatte er ernsthaft in Betracht gezogen, dass dieser der Schutzpatron eines seiner Elternteile sein könnte, obwohl er genau wusste, dass dies unmöglich war. Niemals hingegen hätte er sich vorstellen können, dass ausgerechnet sein Mentor, derjenige, dem er bedingungslos vertraut hatte, Professor Dumbledore, ein wirklicher Meister der Manipulation war. Erst der gestrige Tag hatte ihm die Augen geöffnet, besser gesagt, Hermione hatte ihn mit der Nase darauf stoßen müssen.
 
Er seufzte innerlich. Es machte keinerlei Sinn, sich weiterhin über Vergangenes aufzuregen, über Dinge, die man sowieso nicht mehr ändern konnte. Jetzt war es endlich an der Zeit, sich den unmittelbar vor ihnen liegenden Problemen zuzuwenden, und das hieß als Erstes, dieses Haus wieder in Ordnung zu bringen, damit man hier in Zukunft würde wieder vernünftig leben können. Ginny würde dieses Chaos hier überhaupt nicht gefallen. »Willst du dich wirklich ganz allein über die Bibliothek hermachen?« fragte er stirnrunzelnd. »Du musst das nicht. Lass dir doch wenigstens von Kreacher bei den Möbeln helfen, dann kannst du dich voll auf die Bücher konzentrieren.«
 
»Ich weiß, dass ich es nicht muss, aber ich will. Wie ich sagte, Bücher sind meine Welt, Harry, nicht unbedingt deine. Du hast keine Ahnung, was du alles verpasst, nur weil du nicht lesen willst.« Sie lächelte bedauernd.
»Und Kreacher als Möbelrestaurator — das würde mir schon gefallen, aber so gern ich ihn auch bei den schwereren Arbeiten dabei haben würde, du wirst ihn nötiger brauchen als ich«, spottete sie liebevoll.
 
Harry lachte. »Du änderst mich nicht mehr. Also schön. Aber — lies dich nicht fest!«, konnte er sich einfach nicht zurückhalten, sich ein klein wenig zu revanchieren.
 
Hermione verzog als Antwort nur das Gesicht, stopfte sich den letzten Bissen in den Mund, trank ihren Tee aus und erhob sich. »Bis dann.« Sie winkte ihm von der Tür aus zu und machte sich auf den Weg zur Bibliothek.
 
Auch Harry erhob sich. So sehr er Arbeiten im Haushalt verabscheute, dieses Mal blieb ihm keine Wahl. Er würde sich zuerst ein paar Reparatur- und Reinigungszaubersprüche von Kreacher zeigen lassen und sich dann in die Arbeit stürzen.
 
*'*'*'*'*
 
Hermione betrat mit schwerem Herzen die Black’sche Bibliothek. Sie scheute nicht vor der vielen Arbeit zurück, die vor ihr lag, sondern allein vor dem Anblick. Sie schloss die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen und atmete erst einmal tief durch. Jetzt, bei hellem Tageslicht, war dieses Bild noch viel schwerer zu ertragen als gestern Nacht im flackernden Kerzenschein. Hermione seufzte laut und zog ihren Zauberstab aus dem Ärmel.
 
Sie würde damit beginnen müssen, die Regale zu reparieren und dann zu restaurieren und diese danach an ihren vorgesehenen alten Standorten wieder aufzustellen. Wenn sie erst einmal damit fertig sein würde, konnte sie die Leseecke in Ordnung bringen, damit sie einen Platz hatte, an dem sie würde arbeiten können. Wahrscheinlich hatte sie keine andere Möglichkeit, als sich jedes Buch einzeln vorzunehmen, um es angemessen restaurieren zu können. Es würde eine langwierige Aufgabe werden — selbst mit stärkster Magie — daran zweifelte sie keine Sekunde, aber sie hatte dafür schließlich den ganzen Sommer über Zeit. Mit diesen Gedanken schwenkte sie ihren Zauberstab in Richtung des ersten Regals und warf das erste von vielen folgenden Reparo.
 
Sie hatte bereits über eine Stunde konzentriert daran gearbeitet, das erste Regal in seiner antiken verschnörkelten Schönheit wiederherzustellen, als sie plötzlich ein lautes »Hermione!« durch den Korridor schallen hörte. Vor Schreck ließ sie dabei fast das Regal fallen, das sie gerademit einem nonverbalen Locomotor’ an seinen alten Platz hatte schweben lassen wollen.
 
Die Tür wurde im gleichen Augenblick aufgerissen und Harry stürzte herein, wobei er ein Blatt Pergament in seiner Hand schwenkte. »Hermione, eben ist eine Eule von Professor McGonagall eingetroffen.«
 
Hermione drehte sich mit kalkweißem Gesicht und zitternden Händen zu Harry herum. »Was ist passiert?«, fragte sie voller Angst.
 
Harry starrte sie für einen Moment verständnislos an, bevor er begriff, dass sie das Schlimmste erwartete. »Oh Himmel, tut mir leid, Hermione, ich wollte dich nicht erschrecken. Es ist alles in Ordnung. Wirklich!« Er reichte ihr das Pergament, damit sie den Brief selbst lesen konnte.
 
Sehr geehrter Mr. Potter,
 
es liegt in meiner Zuständigkeit, Sie darüber zu informieren, dass die erste Zusammenkunft des Ordens nach der endgültigen Vernichtung Voldemorts für den nächsten Sonnabend, 19.00 Uhr, anberaumt wurde. Ich möchte Ihnen nochmals im Namen des Phönix-Ordens meinen Dank aussprechen, dass Sie dafür Ihren Wohnsitz zur Verfügung stellen.
 
Des Weiteren möchte ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass Mr. Ron Weasley mich kontaktiert hat, um Ihren Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Ich habe ihn darüber unterrichtet, wo Sie zu finden sind und hoffe, ich habe mit Ihrem Einverständnis gehandelt.
 
Hochachtungsvoll
Minerva McGonagall
 
PS: Eine Sonderausgabe des Klitterers wurde heute Morgen überraschenderweise zu meinen Händen geliefert. Gute Arbeit, Potter!
 
Als Hermione den Kopf hob, um Harry anzuschauen, konnte sie das nervöse Flackern in ihren Augen nicht ganz vor ihm verbergen.
 
»Was ist los, Hermione?«, fragte er besorgt. »Hast du Angst, dass wir die Aufräumaktion nicht schaffen oder dass Professor McGonagall über unsere Kampagne im Klitterer nicht erfreut ist? Danach klang sie eigentlich nicht.«
 
Doch sie schüttelte nur verneinend den Kopf. »Ron. Mein Problem ist Ron«, gab sie schweren Herzens und sehr leise zu.
 
»Aber wieso denn?«, fragte Harry verwirrt. Er verstand nicht, was Hermione meinen könnte, schließlich waren sie alle drei bereits seit Jahren beinahe unzertrennlich. Ron bedeutete keine Gefahr, sondern war sein bester Freund. Dann dämmerte ihm etwas. »Bist du immer noch sauer auf ihn, weil er mit den Weasleys zu Großtante Muriel zurückgekehrt ist?«
 
»Ähh… nein, natürlich nicht«, antwortete Hermione, obwohl dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sie war zwar darüber niemals das gewesen, was man als sauer bezeichnen würde, sondern tief getroffen von seinen Worten und von der Art und Weise, wie er sie einfach hatte stehen lassen — wie eine Fremde — nein, sie war nicht sauer, nur extrem enttäuscht. »Ich befürchte nur, dass wir uns wieder in die Haare bekommen werden. Was glaubst du, wird geschehen, wenn er davon erfährt, dass Professor Snape am Leben ist? Und noch schlimmer: Wie wird er es aufnehmen, wenn er entdeckt, was ich dabei getan habe?«
 
In Harrys Gesicht begann es zu arbeiten. Hermione konnte regelrecht seine Gedanken nachverfolgen, wie er sich die Situation vorstellte, wenn Ron herausfand, dass Hermione eine aktive Rolle bei Snapes Rettung gespielt hatte, wenn nicht gar die entscheidende. »Das wird vermutlich wirklich zu einem Problem«, gab er dann bedächtig zu. »Ich glaube nicht, dass er seine Meinung über Snape geändert hat — selbst dann nicht, wenn er den Klitterer gelesen hätte, was ich bei seinem Horror vor allem, was auch nur entfernt gedruckten Worten ähnelt, und seiner chronischen Faulheit jedoch bezweifle.«
 
»Professor Snape«, korrigierte Hermione automatisch, ohne es auch nur zu merken, was Harry trotz des Ernstes der Situation ein kurzes Grinsen entlockte. In mancher Hinsicht würde niemand Hermione jemals wirklich ändern können.
 
»Lassen wir es auf uns zukommen«, meinte Harry dann. »Vielleicht reagiert er ganz anders, als wir jetzt denken.«
 
»Wohl kaum.« Tiefe Resignation sprach aus dem Tonfall ihrer Antwort. »Machen wir lieber weiter, Harry. Sonst werden wir nie fertig«, setzte sie bedrückt hinzu.
 
Harry nickte und machte sich wieder auf den Weg in das untere Stockwerk. Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, drehte sich Hermione herum und betrachtete das Regal, das sie vor Harrys Hereinplatzen hatte versetzen wollen. Es war aus rotbraunem Mahagoni mit Intarsienarbeiten aus etwas dunklerem Mahagoni, das einen leichten Goldglanz besaß. Nachdem es zuvor mit mehreren ‘Tergeo’ schonend gesäubert und danach auch nachpoliert worden war, erstrahlte es in seinem alten Glanz. Sie benutzte nun doch lieber ‘Mobiliarbus’, um das Regal an seinen alten Platz zu rücken, anstatt es schweben zu lassen.
 
Hermione war sehr zufrieden mit sich selbst, als es endlich stand. Doch sie hatte auch erkannt, wie viel Arbeit vor ihr lag, bis alle Regale wieder dort stehen würden, wo sie vorher gestanden hatten. Da half nur, buchstäblich die Ärmel hochzukrempeln und weiterzumachen. Genau das tat sie und sie schaffte zwei weitere Regale, bis Kreacher sie zum Mittagessen rief. Gerade hatten sie die erste PortionShepherd’s Pie auf ihre Teller geladen, als ein lautes Klopfen an der Haustür ertönte.
 
Kreacher eilte sofort zur Tür und einen Augenblick später hörten sie Rons laute Stimme, woraufhin aus dem Flur eine keifende Frauenstimme zu brüllen begann. »BLUTSVERRÄTER! DIESES HAUS DARF NICHT VON SCHMUTZ UND ABSCHAUM ENTWEIHT WERDEN! WO IST DIESES SCHLAMMBLUT? REINES BLUT WIRD GESCHÄNDET …« Abrupt brach der Schwall von Schmähungen ab. Anscheinend hatte Ron es endlich geschafft, den Vorhang vor das Portrait zu zerren.
 
Die Küchentür wurde aufgerissen und Ron erschien in voller Größe im Türrahmen. »Diese widerliche alte Xanthippe! Oh … Shepherd’s Pie!« Mit gierigen Augen schaute er auf Harrys Teller, als ob er seit Tagen nichts gegessen hätte, was aber nicht sein konnte, da er vermutlich gerade aus dem ‘Safehouse’ kam, wo ihn Mrs. Weasley sicherlich, trotz ihres Schmerzes um den Tod ihres Sohnes Fred, nach allen Regeln der Kunst verwöhnt hatte. Hermione erbarmte sich und ließ mit ihrem Zauberstab einen weiteren Teller heranschweben. Kaum stand der Teller auf dem Tisch, stürzte sich Ron auf den Shepherd’s Pie, ohne auch nur ‘Danke’ zu sagen oder seine Freunde auch nur richtig zu begrüßen.
 
Mit vollem Mund nuschelte er: »Habt ihr es schon gehört? Kingsley Shacklebolt wurde kurz nach der Letzten Schlacht zum Amtierenden Zaubereiminister ernannt?« Er gab ihnen nicht einmal irgendeine Gelegenheit, darauf zu antworten, weil er einfach weiterredete. »Er war gestern Vormittag bei uns im ‘Safehouse’. Was meint ihr, was er uns mitgeteilt hat?« Sein Ellbogen war auf dem Tisch aufgestützt, so dass die Gabel in seiner Hand steil in die Luft piekste.
 
»Keine Ahnung«, antwortete Harry schulterzuckend, da er nicht wusste, worauf Ron hinaus wollte.
 
»Kingsley sagte, dass das Ministerium entschieden hat, dass diejenigen, die aktiv an der Vernichtung Voldemorts beteiligt waren mit sofortiger Wirkung ins Ministerium berufen werden sollen, damit sie helfen, es vollkommen umzugestalten. Und das Beste daran ist, es ist egal, ob die infrage Kommenden Hogwarts abgeschlossen haben oder nicht. Voll krass, oder?« Dieses Mal wartete er gespannt auf ihre Reaktion.
 
Hermione hatte nur eine wirklich neue Information aus Rons Gerede herausgefiltert. Ron hatte den Amtierenden Zaubereiminister mit dem Vornamen benannt. Interessant. Wenn er Shacklebolt mit dem Vornamen ansprach, deutete dies auf eine inzwischen gewonnene Vertrautheit, eine zumindest teilweise erzielte Vereinbarung hinsichtlich einer zukünftigen Zusammenarbeit hin. Dies wiederum konnte eigentlich nur bedeuten, dass Ron sich bereits entschieden hatte, das Angebot anzunehmen.
 
Harry grinste Ron breit an. »Ja, das heißt, wir brauchen keinen Abschluss, um unsere Ausbildung zum Auror zu beginnen.«
 
»Bingo. Und genau das werden wir tun! Wir brauchen nicht nach Hogwarts zurückzukehren, um unser siebentes Jahr nachzuholen. Ich denke, die haben unsere Köpfe mit genug überflüssigem Wissen malträtiert. Es lebe das Ministerium!« Ron reagierte absolut euphorisch.
 
Hermione konnte nicht glauben, was sie hörte. Ja, sie hatte immer gewusst, dass Ron im Grunde kein Interesse daran hatte, neue Dinge zu lernen, neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken. Sicher, sie hatte ihm ständig bei den Hausaufgaben geholfen — sie hatte beiden ständig dabei geholfen — aber bei Ron hatte sie auch immer das nicht abzuschüttelnde Gefühl gehabt, dass diese Hausaufgaben unangenehm hinderlich zwischen ihm und dem Spaß standen, den er ohne Aufsätze und Lernen mit Quidditch oder anderen Dingen hätte haben können, und zwar weitaus stärker als sie dies bei Harry empfunden hatte. Dass er jedoch seine Ausbildung abbrechen würde, auf den wichtigen Abschluss so einfach verzichtete, hätte sie nicht gedacht.
 
Sie hatte sich seit ihrer Begegnung mit Kingsley Shacklebolt noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, ob sie nach Hogwarts zurückkehren wollte, weil ihr einfach die Zeit dafür gefehlt hatte und es auch nicht drängte. Sie war mit anderen Dingen viel zu beschäftigt gewesen. Gestern Nacht hatten wichtigere Überlegungen sie vom Schlafen abgehalten und heute Vormittag hatte der Gedanke an die vielen beschädigten Bücher, die auf sie warteten, ihr gesamtes Denken ausgefüllt.
 
Eigentlich hatte sie auch gar nicht in Erwägung gezogen, darüber genauer nachzudenken, weil sie spürte, dass für sie Kingsley Shacklebolts Angebot nicht wirklich in Frage kam, mochte es im ersten Moment auch noch so verlockend erscheinen. Sicher, es würde nicht einfach werden, nach diesem Jahr, wo sie völlig auf sich gestellt gewesen waren, wieder die Schulbank zu drücken, nicht nach allem, was sie erlebt hatte. Und Hogwarts würde niemals mehr das sein, was es einmal gewesen war. Sie würde lernen müssen, mit den Bildern von Zerstörung und Tod in ihrem Kopf zu leben.
 
Und nun, von Ron erneut mit Macht auf das Thema gestoßen, entschied sie sich spontan, und diese ihre Entscheidung stand unumstößlich fest. »Nein! Ich werde nach Hogwarts zurückkehren und meine NEWTs in Angriff nehmen. Ich möchte einen richtigen Schulabschluss haben und meinen Job nicht ausschließlich aufgrund meines Status’ als Kriegsheldin erhalten. Eines Status’, für den ich ohnehin nicht viel übrig habe. Vielleicht werde ich nach meinem Abschluss im Ministerium anfangen, vielleicht aber auch nicht.«
 
Ron blickte mit weit aufgerissenen Augen auf Hermione. »Bist du verrückt? So eine Gelegenheit bekommst du so schnell nicht wieder. Und was heißt hier, du hast dafür nicht viel übrig??? Wir sind Helden!!!!!«
 
Doch Hermione schüttelte nur den Kopf. »Nein, Ron. Wir haben getan, was richtig und notwendig war. Das macht uns nicht automatisch zu Helden. Da gibt es andere …« Sie beendete den Satz nicht. Harry wusste sofort von wem sie sprach, doch Ron sah sie nur völlig verständnislos an.
 
Mit neuer Entschlossenheit setzte sie dann hinzu: »Es mag sein, dass ich solch eine Gelegenheit nicht wieder geboten bekomme, aber ich möchte einen richtigen Schulabschluss haben. Obwohl ich nicht glaube, dass Kingsley Shacklebolt so schnell aufgeben wird. Du kannst doch nicht ernsthaft denken, dass er sich uns als Aushängeschilder für sein neues Ministerium entgehen lassen will und wird.«
 
»So ist das nicht …«, protestierte Ron lautstark.
 
»Mag sein, Ron, oder auch nicht«, unterbrach ihn Hermione bedächtig. Nachdenklich musterte sie ihn, bevor sie weitersprach. »Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Ich möchte alles, was ich für mich selbst will, aus eigener Kraft erreichen und nicht aufgrund von Beziehungen oder eines fragwürdigen Sonderstatus’ oder einer geheuchelten Wertschätzung seitens einer Welt, die ansonsten nicht bereit ist, mich als ihr zugehörig anzuerkennen.« Ihre Stimme war immer leiser geworden, bis sie kaum noch zu verstehen war.
 
Harry sah den Schmerz in ihren Augen, während Ron sie nur mit offenem Mund anstarrte. »Niemand wird jemals wieder wagen …«
 
»Ach, Ron, wo lebst du denn! Es wird viele Jahre dauern, bis das Erbe Voldemorts aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist — wenn überhaupt. Denk daran, dass auch nach seinem Verschwinden damals sich in der magischen Welt nicht viel verändert hat. Und der Standesdünkel vieler Reinblüter ist so tief verwurzelt, dass es unmöglich ist, dagegen anzukommen. Sieh dir allein die Malfoys an …«
 
»Die sind nun wirklich kein Maßstab!«, konnte Harry sich nicht zurückhalten. »Aber mit dem Rest hast du leider Recht.«
 
»Und deshalb will ich mir mein Recht auf diese Welt verdienen, Ron. Abgesehen davon weiß ich heute noch nicht, wie mein weiteres Leben verlaufen wird, was ich einmal beruflich machen möchte. Ich möchte mir jede Möglichkeit offen halten und dafür brauche ich einen Schulabschluss«, setzte sie entschieden hinzu.
 
Ron schüttelte nur ungläubig den Kopf. »Aber — Hermione, wir wissen doch längst, wie unser Leben verlaufen wird! Du warst doch oft genug bei uns zu Hause im Fuchsbau und hast unsere Familie miterlebt, und wenn ich mich recht erinnere, hat es dir doch wohl bei uns immer gefallen.«
 
Hermione schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. Noch hatte sie keine Ahnung, worauf er eigentlich hinaus wollte. »Ja, und?«
 
Doch Ron ließ sich dadurch in seiner Euphorie nicht bremsen, er bemerkte es nicht einmal. »Als nächstes werden wir heiraten und nach einiger Zeit werden auch Kinder kommen. Ich will mehrere Kinder mit dir, denn es war für mich einfach nur toll, mit mehreren Geschwistern aufzuwachsen. Dann wirst du sowieso nicht mehr arbeiten. Glaub’ mir, dich wird die ganze Familie so in Anspruch nehmen, dass du gar nicht mehr arbeiten gehen kannst. Es wird wie im Fuchsbau sein. Du kümmerst dich um den Haushalt und die Kinder und ich bringe das Geld nach Hause. Keine Sorge, als Auror verdiene ich mehr als genug für uns alle.«
 
Ron hatte ohne Punkt und Komma geredet. Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, beugte er sich zu ihr hinüber und gab ihr so schnell einen feuchten Kuss auf den Mund, dass sie nicht einmal mehr reagieren konnte.
 
Hermione war völlig perplex. Sie glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu können. >Kinder? Auch noch Mehrzahl? Haushalt? Wie im Fuchsbau? Nicht mehr arbeiten?< »Wie bitte? Wovon redest du? Glaubst du wirklich allen Ernstes, dass ich mit einem Leben zufrieden sein werde, das beinhaltet, mich auf  Kinder, Küche und ein in Anführungsstrichen schönes Zuhause zu beschränken, während du arbeiten gehst und ‘das Geld nach Hause bringst’?« Sie konnte ihren aufwallenden Ärger kaum zurückhalten.
 
Ron schaute sie mit offenem Mund an. »Aber das ist doch, was eine Ehe ausmacht. Das ist es, was alle Frauen in der Ehe ausfüllt. Und ich verspreche dir, du wirst mit Sicherheit alle Hände voll damit zu tun haben, mich und unsere Kinder zu bemuttern. Ich möchte abends aus dem Ministerium nach Hause kommen und meine Familie vorfinden. Bei uns daheim hat es nie irgendein Problem deswegen gegeben. Meine Mum konnte sich, nachdem sie geheiratet hatte, niemals etwas Schöneres vorstellen, als für ihre Familie da zu sein. Sie hat keinen einzigen Tag bereut, dafür ihre vielversprechende Position im Ministerium aufgegeben zu haben und ihre herausragenden magischen Fähigkeiten nur für ihre Familie einsetzen zu können. Mum wollte sich immer nur um Dad, uns Kinder und den Haushalt kümmern! Und sie ist glücklich dabei, das weißt du ganz genau«, begehrte er auf.
 
»Deine Mum! Nichts gegen deine Mum, aber …«
 
Harry räusperte sich laut. »He, ihr beiden, das könnt ihr auch später unter euch ausdiskutieren.« >Spätestens dann, wenn ihr verheiratet seid<, dachte er. Beide schauten ihn an, als ob sie vergessen hätten, dass er überhaupt existierte. Er brauchte nicht einmal genau hinzuschauen, um zu erkennen, dass Hermione außer sich zu sein schien, was Harry nicht wirklich überraschte. Ein Leben, wie von Ron beschrieben, konnte er sich für Hermione beim besten Willen nicht vorstellen. Sie würde niemals eine zweite Mrs. Weasley sein wollen, egal wie sehr Ron sich dies wünschen würde.
 
»Ron, warum willst du keinen Schulabschluss machen?«, fragte er seinen Freund, um ihn ein wenig von diesem heiklen Thema abzulenken. »Es wäre doch toll, wenn wir alle drei zurück nach Hogwarts gehen würden.« Es funktionierte.
 
»Nee, danke. Ich will ganz bestimmt nicht noch länger lernen. Ich bekomme meinen Traumjob, ohne mich weiter mit Lernen, Aufsätzen und NEWTs herumschlagen zu müssen. Ich wünschte, diese übergroße Fledermaus aus den Kerkern könnte noch erleben, dass wir auch ohne seinen dämlichen Zaubertränke-NEWT Auroren werden«, setzte er hämisch hinzu.
 
»Ronald!!!«, fauchte Hermione ungehalten.
 
»Ist doch wahr …!«, maulte Ron.
 
Harry sah, wie unwohl sich Hermione in ihrer Haut fühlte. »Nicht! Ich mache das, Hermione.« Harry griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Ron, er wird es erleben.« Diesen Satz ließ er erst einmal ohne eine weitere Erklärung im Raum stehen.
 
Ron blickte verständnislos von Harry zu Hermione und wieder zurück. Dann öffnete er den Mund, um irgendetwas zu sagen, aber es kam kein einziger Ton heraus. Er schloss ihn wieder, um ihn erneut zu öffnen und wirkte dabei wie ein Fisch auf dem Trockenen. »Wie… was meinst du?«, stotterte er. »Snape ist tot! Der wird nie wieder irgendetwas erleben! Und das ist gut so!!!«
 
»Ronald Weasley!!!«, explodierte Hermione. »Du warst doch in der Letzten Schlacht dabei. Hast du denn überhaupt nichts gelernt? Er. Stand. Auf. Unserer. Seite! All die Jahre!«
 
»Ja, ja, so viel habe ich schon begriffen.« Ron winkte genervt ab. »Aber ich muss ihn doch deshalb nicht mögen, oder? Ich mag ihn nicht! Und es ist mir egal, dass er ‘auf unserer Seite’ stand. Und dieser Artikel im Klitterer war wirklich das Allerletzte! Sagt mal, warum nehmt ihr ihn eigentlich immer noch in Schutz? Er ist tot! Mausetot! Und — Merlin sei Dank dafür!«
 
»Wie kannst du so etwas Abscheuliches sagen, Ron.« Hermiones Stimme war nur noch ein Flüstern, während sich auf ihrem Gesicht Entsetzen und Abscheu widerspiegelte.
 
»Ist doch wahr. Er hat sich all die Jahre uns gegenüber so widerlich benommen. Dieser triefende Sarkasmus, diese unglaubliche Arroganz. Er hat es nicht besser verdient!« Ron wurde im Gegensatz zu Hermione immer lauter. Plötzlich hielt er inne. »Was hast du eigentlich damit gemeint, dass er es erleben wird, Harry?«, fragte er dann abrupt und schaute ihn mit gerunzelter Stirn an.
 
»Auch wenn es dir wohl nicht gefallen wird, Ron … Professor Snape lebt!«, erwiderte Harry, während er Ron fest ansah.
 
»Nein! Das kann nicht sein. Wir waren dabei, als er gestorben ist. Ich habe gesehen, wie er starb!«, wandte Ron fassungslos ein.
 
»Er war nicht tot, Ron. Wir haben es geglaubt, aber er war nicht tot«, sagte Hermione.
 
»Woher wisst ihr das?«
 
»Hermione hat ihn in der Heulenden Hütte gefunden«, antwortete Harry, bevor Hermione reagieren konnte.
 
»Hermione??? Warum … was bei Merlins Eiern hast du dort gemacht?« Ron wandte seinen entgeisterten Blick nun direkt Hermione zu, der anzusehen war, dass sie sich absolut unwohl dabei fühlte.
 
»Ich habe es im Schloss einfach nicht mehr ausgehalten, Ron. Irgendwie bin ich letztendlich in der Heulenden Hütte gelandet und habe ihn dort noch lebend gefunden.« Sie krümmte sich innerlich immer noch bei dem Bild, das sich bei dieser Erinnerung vor ihre Augen schob. »Ich habe ihn mit ein paar Zaubertränken stabilisiert und zu Madame Pomfrey gebracht.«
 
Ron schüttelte nur ungläubig seinen Kopf. »Ich verstehe dich nicht. Ausgerechnet ihn«, lamentierte er aufgebracht.
 
»Was meinst du mit ‘Ausgerechnet ihn’, Ron?«, fragte Harry alarmiert.
 
»Ach nichts«, wehrte Ron nach einem Blick in Harrys besorgtes Gesicht ab.
 
Mit einem letzten misstrauischen Blick zu Ron schaute Harry eindringlich zu Hermione hinüber und versuchte, ihren Blick einzufangen. »Du musst es ihm sagen, Hermione! Er muss es erfahren. Wir haben doch bisher alles gemeinsam durchgestanden, dann werden wir auch das schaffen. Aber er muss es wenigstens wissen!«
 
»Was denn noch?« Ron sah verständnislos von einem zum anderen. »Reicht es immer noch nicht?«
 
»Das ist nur ein Teil der Geschichte, Ron. Es gibt noch etwas, was du wissen solltest«, erklärte Harry vorsichtig. »Hermione, bitte … Bitte …«
 
Hermione seufzte schwer. »Also gut … Er starb mir unter den Händen weg, Ron. Mir blieb keine Wahl, ich konnte ihn doch nicht einfach sterben lassen!« Ihre Stimme klang flehend, beinahe beschwörend.
 
»Was hast du getan?«, fragte Ron misstrauisch.
 
»Ich habe Coniunctio perpetua über ihn geworfen«, antwortete sie fast unhörbar.
 
Er zuckte ungerührt mit den Schultern. »Und?«
 
Dieses ‘Und’ ließ Hermione erkennen, dass Ron weder mit den Worten noch mit dem Zauber an sich irgendeine Vorstellung verbinden konnte. »Ich habe sein Leben an meines gebunden«, versuchte Hermione ihm mit einfachen Worten den Sinn des Zaubers zu erklären.
 
»Was bedeutet das? Ich verstehe kein Wort.« Noch immer klang seine Stimme ungerührt. Viel zu ruhig.
 
Hermione ahnte jedoch, dass sich dies innerhalb von Sekunden ändern würde. Nach Rons bisherigen Äußerungen über Professor Snape war sie davon überzeugt, dass ihr eine äußerst heftige Auseinandersetzung bevorstand. Sie griff in die Innentasche ihrer Roben und zog ihre kleine Perlenhandtasche heraus. »Accio Das magische Begreifen des magisch Unbegreiflichen.« Wie schon bei Harry würde sie Ron selbst lesen lassen, was dieser Zauberspruch bewirkte. »Ich weiß, wie ungern du liest, aber … Schlag’ Seite 1247 auf.«
 
Ron schaute das Buch an, als würde es ihn jeden Moment angreifen und beißen wollen. Dann überwand er sich augenscheinlich, griff danach, öffnete es, und las, was der Fluch bewirkte, den Hermione geworfen hatte. Bis die Worte begannen, vor seinen Augen zu tanzen, die sich entsetzt immer mehr weiteten: >Verbindung. Nicht zu lösen.<
 
»Das … das kann nicht dein Ernst sein!«, flüsterte er heiser.
 
»Ron … bitte …«, versuchte Hermione ihn zu beschwichtigen.
 
»Du hättest ihn krepieren lassen sollen«, jaulte er auf. Glaubst du wirklich, dass er das wert ist? Ganz bestimmt nicht! Nicht dieser schmierige Bastard!» Er spuckte diese Worte regelrecht aus.
 
»Mit welchem Recht …«, setzte sie an, kam jedoch nicht weit, da er ohne sich unterbrechen zu lassen fortfuhr, seiner Verbitterung Luft zu machen.
 
Seine Stimme wurde mit jedem weiteren Wort lauter, bis er unkontrolliert brüllte: »Recht? Du sprichst von Recht? Warum hast du nicht einem von unseren Leuten damit das Leben gerettet? Waren sie für dich nicht bedeutungsvoll genug? Was ist mit Fred? Warum nicht Fred
 
»Er ist einer von uns! Und — weil ich nicht dabei war, als Fred starb! Ich konnte nichts für ihn tun! Aber ich war anwesend, als Professor Snape beinahe gestorben ist«, fauchte Hermione. »Wie kannst du mir so etwas unterstellen?«
 
»Professor Snape!«, höhnte er, während er sich langsam drohend aufrichtete. »Was würde die ach so geniale und phänomenale Miss-know-it-all-Granger, die angeblich fähigste Hexe dieses Jahrhunderts, machen, wenn sie sich nicht immer und überall in den Vordergrund spielen könnte? Aber lass dir eines gesagt sein: Was auch immer du tun wirst, was auch immer du vorgeben wirst, das du bist, du bist und bleibst nur eine kleine Muggelstämmige, die niemals wirklich in unsere magische Welt gehören wird!«
 
»Ron!«, brüllte Harry wütend und sprang hoch, konnte jedoch nicht mehr verhindern, dass Ron blitzschnell nach Hermiones Handgelenk schnappte.
 
Hermiones Gesicht hatte bei Rons Ausbruch jegliche Farbe verloren. So viel Abneigung und Missgunst hatte aus seinen Worten gesprochen, wie Hermione vorher nur ein einziges Mal erlebt hatte: Als Ron in ihrem vierten Jahr auf Harry neidisch gewesen war, weil dieser als Der-Junge-der-lebte immer im Mittelpunkt stand und gegen seinen eigenen Willen sogar am Trimagischen Turnier teilgenommen hatte.
 
Sie versuchte noch, rechtzeitig ihren Arm aus seiner Reichweite zu ziehen und aufzuspringen, war allerdings nicht schnell genug. Rons Finger pressten ihr Handgelenk wie in einem Schraubstock zusammen. Sie wimmerte mit schmerzverzerrtem Gesicht laut auf.
 
»Bist du wahnsinnig?«, schnauzte ihn Harry an, zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf seinen Freund. »Lass sie sofort los!«
 
Ron schaute auf Harrys Zauberstab und dann auf seine eigene Hand, die noch immer Hermiones Handgelenk mit eisernem Griff umschloss. Er wurde blass, als ihm endlich dämmerte, was er da gerade tat, um sofort knallrot anzulaufen und wieder kalkweiß zu werden, als er die Bedeutung seiner Worte begriff. Im selben Augenblick konnte sich Hermione endlich losreißen.
 
Hermione starrte Ron für einen Moment mit einem tief verletzten Blick aus tränenverschwommenen Augen an, drehte sich blitzschnell auf dem Absatz herum und rannte, wie von Furien gehetzt, aus dem Raum. Nur das Zucken ihrer Schultern verriet, dass sie ihr Schluchzen kaum noch unter Kontrolle hatte. Die Tür fiel mit einem lauten Knall hinter ihr ins Schloss.
 
»Hermione …«
 
 
 
Fortsetzung folgt …
 
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