AleaThoron
   
  FairyCat's Potions and Passions
  Kapitel 12 — Ein unerwarteter Flüchtling
 
DISCLAIMER: Ich verdiene kein Geld damit, habe jedoch genau den unglaublichen Spaß, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Alle agierenden Personen gehören JKR. Ich habe sie mir heimlich ausgeborgt, verspreche aber, gut auf sie aufzupassen und sie wohlbehalten und an Erfahrungen reicher und gereifter wieder zurückzugeben.
 
Beta: Deep Water — Mein ganz spezieller Dank gilt meinem Beta, der eigentlich mein Vater ist, und der es sich trotz seiner schweren Krankheit nicht nehmen ließ, mein erster Kritiker zu sein.
 
 
Coniunctio perpetua by Alea Thoron
 
 
Kapitel 12 — Ein unerwarteter Flüchtling
 
Harry hatte ein lautes Scheppern des Türklopfers gehört. Wer auch immer gerade geklopft haben mochte, er musste jedenfalls zum Orden gehören, da er sonst dieses Haus nicht gefunden hätte, deshalb hatte Harry auch keinen Grund, sich zu beeilen. Wusste er doch aus Erfahrung, dass Kreacher äußerst beleidigt reagieren würde, wenn er selbst zur Tür ginge, um zu öffnen. Deshalb wartete er kurz ab, bevor er seinen Zauberstab einsteckte und in den Korridor ging. Am Fuße der Treppe blieb er stehen und rief laut nach Hermione. Er sah noch aus dem Augenwinkel ein Geschirrtuch in Slytherin-Farben, das hastig auf den Stufen, die hinunter in die Küche führten, verschwand und hörte Hermiones eilige Schritte auf der Treppe.
 
»Was war das eben für ein Krach, Harry?«, fragte Hermione außer Atem.
 
»Der Türklopfer«, antwortete Harry. »Wir haben unerwartet Besuch bekommen. Keine Ahnung, wen. Komm, lass uns nachsehen, vielleicht ist Ron zurückgekehrt.« >Sie ist wirklich nicht gerade in guter Verfassung<, dachte er. >So ein paar Treppen hätten ihr früher nichts ausgemacht.<
 
»Es kann nur jemand vom Orden sein«, sagte Hermione, während sie ein Stoßgebet zum Himmel schickte, dass es nicht Ron sein würde. Noch eine weitere Auseinandersetzung mit ihm würde sie heute keinesfalls mehr ertragen können. Sie war immer noch bis zum Äußersten angespannt und ihre Nerven flatterten. Vorsichtig schob sie sich halb hinter Harry, um ihm zwar über die Schulter sehen zu können, jedoch trotzdem im Notfall eine Art Deckung vor Rons Wutausbrüchen zu haben.
 
Beide folgten nun den leisen Stimmen, die von unten, aus der Küche, heraufwehten; Hermione dabei immer einen halben Schritt hinter Harry und von seinem Körper abgedeckt.
 
»… haben weder einen Aufpäppelungstrank noch Stärkungstränke vorrätig«, hörten sie Kreacher sagen, als sie die Küche betraten. »Miss Hermione hat allerdings während des Krieges solche Sachen irgendwo hier unten im Keller hergestellt. Vielleicht hat sie noch etwas übrig davon.«
 
Harry schaute überrascht auf Professor McGonagall, die am Kaminsims in seiner Küche stand. »Was …«
 
»Oh, Merlin, nein!!!«, keuchte Hermione in diesem Augenblick entsetzt auf, schob Harry reichlich unsanft zur Seite, stürzte nach vorn und griff nach einem Buch, das aufgeschlagen auf dem Küchentisch lag. Davor saß mit dem Rücken zu ihnen eine in einen schwarzen hochherrschaftlichen Kapuzenmantel eingehüllte Gestalt mit hochgeschlagener Kapuze, so dass man nicht einmal erkennen konnte, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
 
Hermione hatte das Buch augenblicklich und zutiefst erschrocken wiedererkannt. Es war dasselbe Buch, dass sie vor über einem Jahr aus der Bibliothek der Blacks mitgenommen und das sich die ganze Zeit in ihrer kleinen Perlenhandtasche befunden hatte. Sie musste es heute Mittag, durch den Schmerz in ihrem Handgelenk und auch in ihrer Seele und infolge ihrer Aufregung unfähig klar zu denken, mitten auf dem Küchentisch liegen gelassen haben, nachdem sie Ron darin hatte über den Zauberspruch lesen lassen.
 
Allerdings war sie dieses Mal nicht schnell genug. Völlig unerwartet wurde Hermione im gleichen Augenblick mit stahlhartem Griff von langen schlanken Fingern am Handgelenk gepackt, als sie nach dem Buch greifen wollte. Schwarze durchdringende Augen blickten sie scharf und äußerst misstrauisch an.
 
»Professor Snape!«, keuchte Hermione fassungslos. >Er sieht furchtbar aus! Was um alles in der Welt macht er hier?<, überlegte sie fieberhaft. >Er sollte im Krankenflügel im Bett liegen.< Doch dann füllte ein anderer Gedanke ihr gesamtes Denken aus.
 
Ihr Gesicht verlor vor Entsetzen fast jegliche Farbe und ihre freie Hand begann zu zittern. Ausgerechnet der Mensch, dem am Allerwenigsten das Buch hätte in die Hände fallen dürfen, hatte nun wahrscheinlich ihr gut gehütetes Geheimnis enträtselt. »Wie viel …«
 
»Tsss, tsss, Miss Granger, wer wird es denn so eilig haben?« Obwohl er alles versuchte, um seiner Stimme wie früher einen leisen samtenen Klang zu verleihen, musste er erleben, dass sie ihm nur unzureichend gehorchte. Er verspürte dank Poppys Zaubertrank zwar kaum Schmerzen beim Sprechen, aber das Ergebnis klang in seinen eigenen Ohren nicht wirklich nach Samt und Seide, sondern ziemlich kratzig — beinahe heiser.
 
Trotzdem schickte seine leise raue Stimme, die ihre Frage so abrupt abschnitt, Hermione ungewollt ein Kribbeln das Rückgrat hinunter. Der stahlharte Griff seiner Hand fügte ihr seltsamerweise keine Schmerzen zu, obwohl er genau das Handgelenk umfasst hielt, das Ron heute Mittag noch massiv traktiert hatte.
 
»Ein sehr interessantes Buch«, setzte er süffisant hinzu.
 
»Musst du jetzt unbedingt über Bücher diskutieren wollen, Severus? Ich dachte, wir hätten im Moment weitaus wichtigere Probleme«, bemerkte Professor McGonagall spitz und presste in ihrer strengen Art und Weise die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
 
»Wenn diese Bücher möglicherweise den Schlüssel zu den ungelösten Problemen bedeuten könnten, die mich seit meinem wundersamen Überleben bewegen, ist eine Diskussion darüber mit Sicherheit erforderlich und auch angebracht«, antwortete er, ohne den Blick von Hermiones Gesicht zu nehmen. Hermione begann mit Schaudern zu erahnen, dass Severus Snape wohl seine eigenen Schlüsse über seine Rettung gezogen haben musste.
 
Für den Bruchteil einer Sekunde wanderten seine Augen dann zu Professor McGonagall hinüber, die seine Worte mit Befremden registriert hatte. Doch obwohl sie darauf wartete, machte Severus Snape keine Anstalten, ihr irgendeine Erklärung dafür anzubieten.
 
Genau diesen Augenblick und Severus’ kurze Abgelenktheit durch den Wortwechsel mit Minerva McGonagall nutzte Hermione aus, um ein nonverbales ‘Accio Buch’ zu werfen. Sie fing das durch die Luft fliegende Buch mit ihrer freien Hand auf und nutzte dann den Überraschungseffekt, um ihm ihre andere Hand blitzschnell zu entreißen.
 
McGonagall schaute ungläubig auf die Szene, die sich ihr eben geboten hatte. »Ausgetrickst, Severus?« Sie konnte das Lächeln kaum unterdrücken, das ihre sonst strengen Mundwinkel nach oben ziehen wollte. »Das ist ihm in seinem Leben wohl noch nicht allzu oft passiert, Miss Granger«, setzte sie an Hermione gewandt hinzu. Danach verlor sie den von Anfang an eigentlich aussichtslosen Kampf gegen sich selbst und lächelte offen.
 
Severus warf ihr als Antwort nur einen finsteren Blick zu. Ein weiterer, diesmal allerdings strafender Blick traf Hermione, die jedoch nur das Kinn reckte.
 
»Miss Granger, Kreacher sagte, Sie hätten eventuell einen Stärkungstrank vorrätig …« Mit diesen Worten lenkte Professor McGonagall kurzfristig die Aufmerksamkeit von den gerade stattgefundenen Geschehnissen wieder auf sich.
 
Hermione griff wortlos in die Innentasche ihrer Roben, zog ein kleines mit Perlen besticktes Handtäschchen heraus und öffnete es, was Minerva McGonagall und Severus Snape mit den unterschiedlichsten Gefühlen beobachteten. Allein der Anblick eines Abendtäschchens unter diesen Umständen entlockte Professor Snape ein gewaltiges Stirnrunzeln und im Anschluss daran eine missbilligend hochgezogene Augenbraue, während Minerva McGonagall nur erstaunt auf die Tasche in Hermiones Hand blickte. Im Gegensatz zu Harry, der diese Tasche im letzten Jahr schon bei vielen Gelegenheiten zu Gesicht bekommen und oft genug dankbar miterlebt hatte, welche unendlich vielen und unterschiedlichen Schätze sie barg, hatten die anderen beiden davon überhaupt keine Vorstellung.
 
Hermione ließ erst einmal das Buch darin verschwinden, bevor sie mit dem Aufrufezauber einen Stärkungstrank in ihre Hand fliegen ließ. Sie warf einen kurzen fragenden Blick zu Professor McGonagall hinüber, die kurz mit dem Kopf in Professor Snapes Richtung wies, und reichte den Trank dann an den Zaubertränkemeister weiter. Er umfasste erneut ihr Handgelenk, doch diesmal, um einen prüfenden Blick auf den Trank zu werfen. Dabei strich sein Daumen unabsichtlich und für die anderen unsichtbar über ihren Puls, der daraufhin zu rasen begann. Dann nahm er ihr den Zaubertrank aus der Hand und schluckte den Inhalt der Phiole in einem Zug hinunter.
 
Erst jetzt, wo sie aufmerksam in sein selbst für seine Verhältnisse extrem blasses Gesicht schaute, konnte sie die hochgradige Erschöpfung darin erkennen. Sein gesamter Körper drückte eine Müdigkeit und Kraftlosigkeit aus, die sie bei ihm noch nie zuvor in diesem Maße gesehen hatte. Davon regelrecht erschüttert, entfuhr Hermione laut das erste, was ihr in diesem Moment in den Sinn kam. »Sie gehören ins Bett!«
 
Entrüstet über so viel Respektlosigkeit ihrem Professor gegenüber öffnete Severus Snape seinen Mund, um ihr eine scharfe Antwort zu geben, als Minerva genau in diese Kerbe einhieb. »Sie hat Recht, Severus. Du siehst schrecklich aus.« Selbst Harry nickte. Severus schloss seinen Mund wieder, nachdem er begriff, dass ein Kampf gegen diese geballte Übermacht ohnehin aussichtslos war. Er konnte bis tief in seine Knochen spüren, dass es sinnlos war zu bestreiten, dass ihre Bemerkungen der Wahrheit entsprachen.
 
»Kreacher«, wandte sich Hermione nun an den Hauselfen, »würdest du bitte eines der leeren Schlafzimmer für Professor Snape herrichten?«
 
Mit einer tiefen Verbeugung und einem ehrlich strahlenden Lächeln antwortete dieser: »Selbstverständlich, Miss Hermione. Kreacher ist überglücklich, etwas für Missy tun zu dürfen.« Er hastete nach einer weiteren tiefen Verbeugung davon.
 
»Unglaublich!«, entfuhr es Professor McGonagall, sobald Kreacher den Raum verlassen hatte. »Ist das wirklich derselbe Hauself, den wir während unserer Ordenstreffen erlebt haben? Derselbe Hauself, der Sie früher wegen ihrer Abstammung derartig beschimpft hat?« Sie schüttelte fassungslos ihren Kopf.
 
Harry lächelte. »Ja, nicht wahr, es ist kaum zu glauben, aber Kreacher scheint neuerdings für Hermione durchs Feuer gehen zu wollen. Zum ersten Mal aufgefallen ist mir das eigentlich erst gestern Vormittag, als er uns das Frühstück gebracht hat. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich das nach seinem früheren Verhalten ihr gegenüber nie für möglich gehalten.« Er wandte sich Hermione zu und grinste sie mit Schalk in den Augen an. »Was hast du mit ihm gemacht? Hast du ihn verhext?«
 
Er wartete nicht auf eine Antwort von Hermione, die ihn mit hochrotem Gesicht vorwurfsvoll anstarrte, sondern drehte sich zu Professor McGonagall herum und stellte nun endlich die Frage, bei der er vorhin von Hermione so rüde unterbrochen worden war und die ihm immer noch auf der Seele brannte: »Was ist eigentlich passiert, dass Sie hier sind?«
 
Professor McGonagall, die sich bisher mit einer Hand am Kaminsims abgestützt hatte, stieß sich nun davon ab und ließ sich langsam auf den nächstgelegenen Stuhl am Küchentisch sinken. Harry und Hermione folgten ihrem Beispiel und setzten sich ebenfalls. Dies schien eine längere Erklärung zu werden.
 
Ihre alte Professorin sah angespannt und ebenfalls äußerst erschöpft aus und schaute mit noch ernsterem Gesichtsausdruck zu Harry und Hermione hinüber als üblicherweise. »Wir wissen nicht genau, wie es geschehen konnte, aber es ist geschehen«, begann sie leise. Sie strich sich müde mit der Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem normalerweise festen Haarknoten gelöst hatte.
 
»Kingsley Shacklebolt erschien heute Abend plötzlich im Kamin in meinem Büro und eröffnete mir grimmig, dass im Ministerium auf irgendeine Art die Information durchgesickert wäre, Professor Snape sei noch am Leben und würde sich in Hogwarts befinden.«
 
»Oh, nein!« Hermione blickte McGonagall schockiert an.
 
Doch diese erzählte ohne sich unterbrechen zu lassen weiter. »Kingsley setzte mich davon in Kenntnis, dass sich eine Spezialeinheit der Auroren bereits auf eigene Faust auf den Weg nach Hogwarts gemacht hatte und er sie nicht mehr hatte aufhalten können, weil er zu spät darüber informiert worden ist.
 
Gleichzeitig stellte er mich vor die Alternative, entweder dafür Sorge zu tragen, dass Professor Snape Hogwarts sofort verlässt und einen neuen Unterschlupf findet, oder die Auroren zu erwarten und zuzulassen, dass man ihn nach Azkaban überstellt.«
 
»Nur über meine Leiche!«, knurrte Harry. Er war außer sich. »Nicht nach all dem, was Herm—«
 
»Harry!!!« Hermiones Aufschrei und ein harter Ellbogenstoß in Harrys Rippen konnte ihn gerade noch stoppen, bevor er in seiner aufrichtigen Rage über die eigenmächtige Handlungsweise einiger Auroren und die anscheinend geringe Effektivität seines Interviews im Klitterer noch mehr Porzellan zerschlagen konnte.
 
Professor McGonagall warf Hermione einen vollkommen irritierten Blick zu, da sie deren vehemente Reaktion nicht nachvollziehen konnte, während Professor Snape nur düster nickte. »Also doch!«, bemerkte er sichtlich verdrossen. »Madame Pomfrey sah sich außer Stande, ihr Wissen mir gegenüber preiszugeben, welcher Person und welchen Umständen ich so etwas Nichtiges wie mein Leben schulde. Nun, Mister Potter zeigt sich dagegen wenigstens in einem Punkt gerade weitaus kooperativer.«
 
»Willst du damit sagen, dass Miss Granger dein Leben gerettet hat, Severus?« Minerva McGonagall war über diese neueste Information zuerst ein wenig verblüfft, dann jedoch zutiefst befriedigt. Sie empfand gleichzeitig einen enormen Stolz auf ihre Lieblingsschülerin und das Haus Gryffindor. >Das ist es, was Gryffindor ausmacht<, dachte sie. »Ich habe geglaubt, Poppy wäre …«
 
»Nein, Minerva«, antwortete er mit einem sehr vorsichtigen Kopfschütteln, damit der durch seine überhastete Flucht aus Hogwarts und die damit verbundenen Anstrengungen inzwischen zurückgekehrte Schmerz in seinem Nacken nicht noch weitere Nahrung erhielt. »Poppy war über mein Überleben ebenso überrascht wie meine Wenigkeit. Als sie mich nach der Letzten Schlacht das erste Mal zu Gesicht bekam, befand ich mich bereits in einem Bett im Krankenflügel. Sie war und ist jedoch genau wie ich davon überzeugt, dass ich ohne fremde Hilfe — allein mit dem von mir eingenommenen Gegengift — bereits in der Heulenden Hütte nicht mehr länger als eine halbe Stunde hätte überleben können.«
 
»Aber sie kannte die Identität deiner Lebensretterin!? Und war nicht bereit, dir einen Namen zu nennen?«, fragte Minerva. Sie war ehrlich überrascht darüber, da sie selbst seit mehr als zwei Jahrzehnten von der heimlichen mütterlichen Liebe wusste, die Poppy gegenüber Severus empfand. Die Matrone von Hogwarts hätte es niemals über sich gebracht, Severus einen Wunsch abzuschlagen — wenn er denn je einen geäußert hätte. Umso seltsamer war es, dass sie derartig verschwiegen auf eine wirklich nachvollziehbare Bitte reagiert hatte.
 
Minerva erinnerte sich, dass Poppy diejenige gewesen war, die ihr damals unter dem Siegel der Verschwiegenheit von den wenig erfreulichen familiären Verhältnissen berichtet hatte, die in Severus Elternhaus herrschten, etwas, was Albus aus welchen Gründen auch immer versäumt hatte zu tun.
 
»Allerdings!«, knurrte er. »Sie hat jedoch aufgrund eines ihr gegebenen Versprechens ihre schützende Hand über diejenige gehalten, deren Gryffindor-Mut nicht groß genug ist, sich zu überwinden und einem Slytherin gegenüber offen zu sein.«
 
»Genau dieser Gryffindor-Mut hat Ihr Leben gerettet«, begehrte Harry im Namen seiner besten Freundin auf.
 
»Ach, Harry, sei still!«, versuchte Hermione, ihn zu bremsen.
 
Harry drehte sich halb zu ihr herum. »Warum? Er weiß es doch jetzt sowieso.«
 
Hermione seufzte schwer auf. »Jetzt — ja!«
 
Er sah sie betroffen an. »Aber …«
 
Hermione wurde einer Erwiderung enthoben, als Kreacher mit einem riesigen Tablett voll mit Tee und Keksen durch die Tür kam. Er verteilte das Geschirr und schenkte ein.
 
»Danke, Kreacher. Das ist sehr aufmerksam von dir«, sagte Harry lächelnd, der sich insgeheim darüber freute, dass Kreacher ohne jeglichen Befehl für ihr Wohlergehen sorgte. Dann wandte er sich jedoch wieder Professor McGonagall zu. »Ich glaube nicht, dass Ihre Erklärung bereits beendet war. Würden Sie uns bitte noch den Rest erzählen?«
 
Professor McGonagall räusperte sich. »Natürlich. Wo war ich? Ach ja. Die einzige Möglichkeit, die ich gesehen habe, war über das Flohnetz Hogsmeade zu erreichen und von dort aus hierher zu apparieren. Madame Pomfrey flohte gemeinsam mit Professor Snape durch den Kamin in ihrem Büro in den Eberkopf.« Sie trank einen großen Schluck Tee.
 
»Oh!« Hermione errötete, weil sich alle Blicke ihr zuwandten, nur weil sie sich nicht hatte beherrschen können und ihrer Überraschung laut Ausdruck verliehen hatte. Sie senkte den Kopf.
 
Minerva McGonagall hatte einen Augenblick innegehalten, dann lächelte sie leicht. »Ja, Aberforth und Ariana Dumbledore waren ohne auch nur irgendwelche Fragen zu stellen sofort bereit, Professor Snape zu helfen, genauso wie Professor Flitwick. Keine Sorge—«, setzte sie augenblicklich hinzu, nachdem sie sehr interessiert beobachtet hatte, wie sowohl Harrys als auch Hermiones Kopf abrupt in die Höhe schossen, als sie den Namen ihres Zauberkunstprofessors erwähnte, »Filius Flitwick hat immer große Stücke auf Professor Snape gehalten — nun, sagen wir, bis auf die letzten paar Monate.« Ein vorsichtiges entschuldigendes Lächeln traf Severus.
 
Doch dieser zuckte nur abwehrend mit den Schultern, woraufhin er ein leises Aufstöhnen nicht mehr rechtzeitig unterdrücken konnte. Sein Nacken schmerzte höllisch. »Wie ich dir schon bei unserem ersten Zusammentreffen zu erklären versucht habe, gibt es keinerlei Grund für eine wie auch immer geartete Entschuldigung deinerseits oder von einer anderen Person.« Severus biss die Zähne zusammen. Er neigte leicht seinen Kopf, um Minerva zu signalisieren, dass das Thema für ihn ein für allemal erledigt war.
 
»Du solltest dich endlich hinlegen!« Professor McGonagall blickte ihn streng an. »Den Rest der Geschichte kennst du bereits, so dass dir keine Informationen vorenthalten werden.« Sie hatte die letzten Worte dermaßen süffisant ausgesprochen, dass dies Severus an sein eigenes Gebaren erinnerte.
 
Er spürte genau, dass er heute nicht mehr die Kraft hatte, einen weiteren Kampf auszufechten. Er erhob sich langsam. Doch eine Information fehlte ihm dennoch, und er war nicht bereit, Minervas Aufforderung Folge zu leisten, ohne eine Antwort auf diese Frage erhalten zu haben. »Wie hat Kingsley sich entschieden, Minerva?«
 
»Kingsley war außer sich, Severus. Ich habe ihn bis heute Abend als einen besonnenen und ruhigen Menschen gekannt. Davon war nichts mehr zu erkennen. Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass er voller Zorn mit den Zähnen geknirscht hat, während er sprach. Er versprach mir, sich sofort um die Angelegenheit zu kümmern und seine Leute unter Kontrolle zu bringen.«
 
Severus nickte. Man konnte an seinem Gesichtsausdruck jedoch nicht ablesen, ob er erleichtert war oder nicht. Wie so oft in all den Jahren trug er nun die für ihn so typische undurchdringliche Maske, die ihm geholfen hatte, seine Tarnung als Doppelagent aufrechtzuerhalten. Unerwartet wandte er sich plötzlich Hermione zu und streckte fordernd die Hand aus, als wäre dies das Normalste der Welt. »Meinen Zauberstab!«
 
Hermione war kurzzeitig irritiert, bevor sie verstand, was er von ihr wollte. Sie schaute auf die fordernd in ihre Richtung ausgestreckte Hand und dann direkt in sein Gesicht. Dies war der Severus Snape, den sie all die Jahre als Professor erlebt hatte. Er setzte einfach voraus, dass man seinen Befehlen augenblicklich und ohne jegliche Diskussion Folge leistete. Doch Hermione hatte mit dieser Einstellung gerade im Moment ein Problem bekommen. Sie war nicht mehr seine Schülerin!
 
Sie wusste, dass er sich noch nie durch eine besondere Höflichkeit anderen Menschen gegenüber ausgezeichnet hatte. >Merlin, wann habe ich eigentlich so viel Sarkasmus entwickelt?<, fragte sie sich. >Scheinbar hatte ich einen guten Lehrmeister<,stellte sie mit einem spöttischen Seitenblick auf den Meister der Zaubertränke fest. Ebenso wenig hatte sie erwartet, auch nur ein einziges Wort des Dankes dafür zu erhalten, dass sie in der Heulenden Hütte auf Knien im Staub herumgerutscht war, um nicht nur ihn, sondern auch noch seinen Zauberstab zu retten. Doch dieser derartig brüsk vorgebrachte Befehl war einfach zu viel.
 
Hermione war sich dessen nicht bewusst, aber all ihre gerade durchlebten Gefühle hatten sich in vollem Ausmaß auf ihrem Gesicht widerspiegelt. Doch den in der Küche Anwesenden war keine einzige ihrer Regungen entgangen. Noch bevor Hermione den Mund öffnen konnte, um Professor Snape die Antwort zu geben, die ihr auf der Zunge lag, griff Professor McGonagall ein.
 
»Der Krieg mag noch nicht vorbei sein, Severus, aber vielleicht solltest du deine Haltung und dein Auftreten gewissen Menschen gegenüber, die von Anfang an nur dein Bestes im Sinn hatten, solchen wie die, die dir hier Schutz gewähren, grundlegend überdenken. Ab und zu ein wenig Höflichkeit und Freundlichkeit an den Tag zu legen, sollte selbst für dich kein unüberwindbares Hindernis darstellen.«
 
Während Professor McGonagall sehr eindringlich gesprochen hatte, war Harrys Mund vor Schreck aufgeklappt und Hermione hatte die Augen auf den Boden gesenkt. Beide erwarteten nun einen der gefürchteten vor Spott triefenden Ausbrüche von Professor Snape. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen dehnte sich das Schweigen immer weiter aus.
 
»Würden Sie mir bitte meinen Zauberstab zurückgeben, Miss Granger? Ich vertraue darauf, dass Sie ihn für mich sichergestellt haben«, erklang plötzlich die dunkle und ruhige Stimme ihres Professors.
 
Hermione hob den Blick vorsichtig wieder und begegnete den tiefschwarzen Augen von Severus Snape, die bis auf das Fundament ihrer Seele hinunterzusehen schienen. Sie griff in die Innentasche ihre Robe und zog einen Zauberstab heraus. Kleine goldene Funken stoben augenblicklich aus der Spitze, was Professor Snape ein weiteres, noch heftigeres Stirnrunzeln entlockte, als sie den gesamten Abend bei ihm erlebt hatte. Ohne weitere Umstände oder ein weiteres Wort nahm er seinen Zauberstab aus ihrer Hand. Kaum hatte er ihn wieder in seinem Besitz, produzierte dieser einen riesigen Schwarm goldener Funken, der sich regelrecht über ihn ergoss. Man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass diese Reaktion des Zauberstabes nicht dem entsprach, was Professor Snape erwartet hatte.
 
Severus blickte beunruhigt auf den Stab und dann auf Hermione und wieder zurück. Ein weiterer eindringlicher Blick traf Hermione, die auf einmal das Gefühl hatte, in diesen Augen wie in tiefen dunklen Seen zu versinken. Sie wusste, dass er ein begnadeter Okklumentiker war, doch sie glaubte auch — tief in ihrem Inneren — zu wissen, dass er diese Fähigkeit niemals gegen sie einsetzen würde. Mit einem gemurmelten »Danke.« drehte er sich dann jedoch herum und wollte zur Tür gehen.
 
Harry, der ahnte, dass Professor Snape niemanden von ihnen in seiner Nähe dulden würde, um ihm zu helfen, sagte im selben Augenblick wie Hermione: »Kreacher!« Sie sahen einander verdutzt an.
 
Der Hauself erschien mit einem Plopp und verbeugte sich tief. »Master Harry und Miss Hermione haben nach Kreacher gerufen?«
 
»Ja. Würdest du bitte Professor Snape zu seinem Schlafzimmer begleiten und sicherstellen, dass er alles hat, was er benötigt?« Harry sah seinen Hauselfen sehr eindringlich an und Kreacher schien zu verstehen, dass Harry ihn darum bat, mehr zu tun, als die ursprüngliche und laut ausgesprochene Bitte seines Masters beinhaltet hatte.
 
Er verbeugte sich erneut. »Es wird Kreacher eine große Ehre sein.« Er drehte sich zu Severus Snape herum und fragte: »Darf Kreacher dem Schulleiter von Hogwarts sein Zimmer zeigen?«
 
Severus begriff, dass Harry Potter ihn überrumpelt hatte. Doch er sah auch die gute Absicht des Jungen dahinter. Abgesehen davon, dass er wirklich nicht wusste, in welchem Zimmer er untergebracht war, würde Kreacher ihm helfen können, die Treppe hinaufzugelangen, ein Unterfangen, das für ihn allein vermutlich nur sehr schwer zu bewerkstelligen gewesen wäre. Potter und Granger hatten dies erkannt und wahrscheinlich noch mehr, wollten jedoch aus irgendeinem undefinierbaren Grund nicht, dass ihr ehemaliger Professor vor ihnen sein Gesicht verlor.
 
»Danke, Kreacher, das wäre sehr freundlich«, antwortete er deshalb und ging zur Tür. Erst nachdem diese sich hinter ihm und dem alten Hauselfen geschlossen hatte, erlaubte er sich selbst ein leises Stöhnen. Die Schmerzen in seinem Nacken hatten inzwischen ein Ausmaß erreicht, das selbst für ihn, der an körperliche Schmerzen durch Voldemorts zahlreiche Folterungen seiner Anhänger gewöhnt war, die Grenzen weit überschritt. Sein Zustand war indessen als desolat zu bezeichnen. Sein gesamter Körper protestierte energisch gegen die Strapazen, die er ihm zugemutet hatte.
 
Er schaffte es gerade bis zur Treppe, als die Tür hinter ihm aufgerissen wurde und Hermione Granger aus der Küche stürzte.
 
»Professor!« Sie streckte ihm die Faust entgegen. »Vielleicht haben Sie Verwendung dafür.«
 
Reflexartig griff er nach ihrer Hand und konnte im selben Augenblick mehrere kleinere Gegenstände in seiner Handfläche spüren. Er runzelte die Stirn, bekam jedoch im Gegenzug nur ein Lächeln und ein leises »Gute Nacht.«, bevor sie sich umdrehte und genauso schnell wieder in der Küche verschwand, wie sie gekommen war.
 
Er starrte auf die nun wieder geschlossene Tür und dann auf seine Hand, die sich zur Faust geschlossen hatte, um die kleinen Objekte nicht fallen zu lassen. Als er sie nun öffnete, fand er darin drei kleine Phiolen. Anhand der verschiedenen Farben des Inhalts konnte er sie als Stärkungstrank, Schmerztrank und Traumlosschlaftrank identifizieren. Er starrte erneut auf die geschlossene Küchentür und dann wieder auf die Phiolen.
 
Kreacher hatte die Szene still beobachtet. »Missy ist etwas ganz Besonderes, Schulleiter«, sagte er nun leise. »Kreacher hat lange gebraucht, um das zu verstehen.« Er bekam keine hörbare Antwort, nur einen sehr nachdenklichen Blick.
 
*'*'*'*'*
 
Es war reichlich spät geworden und Hermione entschied sich dagegen, in der Bibliothek weiterzumachen. Sie wollte nur noch in ihr Bett.
 
Sie war nach oben in ihr Schlafzimmer gegangen, allerdings nicht, ohne einen kurzen Abstecher zum großen Vorratsschrank zu machen und eine Packung Kekse mitzunehmen. Durch die unerwartete Ankunft der beiden Besucher war das Abendbrot ausgefallen, was Kreacher mit Tee und ein wenig Gebäck trotz seiner Bemühungen nicht hatte ausgleichen können. Sie zog sich um, verschwand für eine kurze Dusche im angrenzenden Badezimmer und krabbelte dann in ihr Bett.
 
Hermione hatte gerade den ersten Keks in den Mund geschoben und genüsslich zu kauen begonnen, als ein kaum vernehmbares Klopfen an ihrer Tür ertönte, die sich dann ganz leise öffnete. Harrys Kopf schob sich vorsichtig durch den Türspalt. »Schläfst du schon?«
 
»Hmpf«, war alles, was sie mit vollem Mund antworten konnte.
 
Harry schob sich ganz herein, indem er einfach diese Antwort als Aufforderung verstand, dass er hereinkommen durfte. »Oh, Kekse.« Er durchquerte das Zimmer und setzte sich an das Fußende des Bettes.
 
Hermione reichte ihm die Packung herüber und Harry griff beherzt zu. »Ich kann nicht schlafen, Hermione. Ich brauche jemanden zum Reden. Vor Professor McGonagall wollte ich nichts sagen, aber ich habe eine gewisse Vermutung, wie die Information im Ministerium durchgesickert sein könnte. Und ich fühle mich dabei einfach nur miserabel.«
 
>Er sieht genau so miserabel aus, wie er sich fühlt<, dachte Hermione nur. »Ron.«
 
»Es macht den Eindruck, oder?«, sagte Harry niedergeschlagen.
 
»Im Moment habe ich keine andere Erklärung dafür«, stimmte Hermione ihm traurig zu. »Du wolltest mir nicht glauben, Harry. Aber, wenn es dich beruhigt, ich kann es selbst auch kaum glauben.« Sie seufzte schwer. »Nun wenigstens ist Professor Snape hier in Sicherheit. Es hätte schlechter laufen können, nach dem, was Professor McGonagall berichtet hat.«
 
»Allerdings. Ich verstehe einfach nicht, wie das passieren konnte. Shacklebolt …«
 
Doch Hermione unterbrach ihn. »Shacklebolt ist erst seit ein paar Stunden im Amt. Du kannst nicht erwarten, dass er jetzt bereits alle Abteilungen seines Ministeriums im Griff hat, auch nicht seine eigene Auroren-Zentrale. Ich möchte nicht wissen, wie viele allein der Auroren während Voldemorts Herrschaft freiwillig und ohne unter dem Imperius zu stehen diesem Regime gedient haben. Es muss genügend Mitläufer gegeben haben, die gnadenlos und barbarisch gegen Muggelgeborene und Andersdenkende vorgegangen sind.«
 
Harry konnte ein Erschauern nicht unterdrücken. »Du hast Recht. Anders ist es nicht zu erklären. Nicht einmal Voldemort und seinen Todessern wäre es möglich gewesen, so viele Menschen durch den Imperius zu kontrollieren.«
 
Beide verfielen für eine ganze Weile in Schweigen, da sie ihren eigenen Gedanken nachhingen. Harry angelte nach einem weiteren Keks und kaute genüsslich. Dann hob er den Kopf und begann zu grinsen. »Hast du Snapes Reaktion gesehen, als sein Zauberstab ihn in diesen mächtigen Funkenregen einhüllte?« Sein Grinsen vertiefte sich, je länger er das Bild vor Augen hatte.
 
Doch Hermione wiegte nur nachdenklich den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ihn der Funkenregen selbst dermaßen beunruhigt hat. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ihn die Farbe irritiert hat, die die Funken hatten«, antwortete sie. »Ich denke eher, dass er eine andere Farbe erwartet hatte.«
 
»Aber diese Farben verändern sich doch nicht«, wandte er ein. »Es ist doch derselbe Zauberstab.«
 
Hermione überlegte immer noch krampfhaft, als Harry eine Idee kam. »Könnte es nicht möglich sein, dass der Farbwechsel irgendetwas mit dem Zauberspruch Coniunctio perpetuazu tun hat?«
 
Sie sah ihn erstaunt an. Doch dann dachte sie nach. »Möglich wäre es. Obwohl in dem Buch nichts darüber geschrieben stand.«
 
»Hast du so etwas bei deinem eigenen Zauberstab nicht festgestellt?«
 
»Ich bin nicht auf die Idee gekommen, es auszuprobieren.« Sie zog ihren Zauberstab aus dem Ärmel und betrachtete ihn. Sie bemerkte nicht, wie Harry seinen Zauberstab heimlich in Position brachte und erschrak mächtig, als ein »Expelliarmus!« ihr ihren Zauberstab förmlich aus der Hand riss. Sie gakste auf und Harry lachte. »Harry!!!«
 
»Ich konnte einfach nicht widerstehen«, sagte er lächelnd und tätschelte ihren Arm. Hermione verdrehte die Augen.
 
Sie beugte sich vor und griff nach ihrem Zauberstab, der sofort einen goldenen Funkenregen über sie ergoss. »Schau dir das an«, sagte sie völlig ergriffen von dem sich ihr bietenden Schauspiel. »Golden …«
 
»Ich denke, dass dies als Beweis ausreichen sollte«, stellte Harry mit Genugtuung fest.
 
Hermione nickte nur. »Ich frage mich, ob es noch mehr Veränderungen geben könnte. Dinge, die ich bis jetzt noch gar nicht mitbekommen habe.«
 
Harry zuckte mit den Schultern. »Bei einem derartig mächtigen Zauberspruch würde ich das nicht ausschließen wollen. Wer weiß, welche Überraschungen du noch erlebst …«
 
»Mal’ den Teufel nicht an die Wand, Harry!«
 
»Ich meine ja nur.«
 
»Was mir viel mehr Sorgen macht, ist das Buch.« Hermione konnte einen beklommenen Unterton in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Sie wusste nicht, ob und wenn, wie viel er gelesen hatte. Auf ihre diesbezügliche Frage hatte sie keine Antwort erhalten. So wie es seine Art war, hatte er diese Klippe geschickt umschifft. Und sie hatte auch keine weitere Möglichkeit gehabt, noch einmal genauer nachzufragen.
 
Harry nahm ihre Hand und streichelte sie. »Weißt du, egal was auch geschieht, er kann froh sein, dass ihn eine derartig mächtige Hexe gefunden hat. Jemand, der außerdem gewillt war, ihm zu helfen. Ich denke, dass er das ganz genau weiß, auch wenn er es niemals zugeben würde.«
 
»Jeder hätte ihm geholfen!«, antwortete sie, obwohl sie es besser wusste.
 
»Nein, Hermione. Kaum jemand hätte ihm geholfen — selbst wenn jemand dazu in der Lage gewesen wäre. Und das ist auch dir klar, wenn du ehrlich bist.« Er sah sie sehr ernst an. »Du bist sogar noch einen großen Schritt weitergegangen. Irgendwann wird er es herausfinden, wenn nicht heute, dann …« er zuckte mit den Schultern,»… in einem Monat oder … auch erst in einem Jahr.«
 
»Ich habe Angst!«, flüsterte sie.
 
»Was auch passiert, Hermione, ich werde da sein.«
 
Noch lange nachdem Harry gegangen war, lag Hermione wach. Sie hatte sich — wie schon in der vorangegangenen Nacht — auf den Rücken gedreht und starrte in die Dunkelheit.
 
 
 
Fortsetzung folgt …
 
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