AleaThoron
   
  FairyCat's Potions and Passions
  Ein neuer Anfang
 
DISCLAIMER: Nichts davon gehört mir, nur die Geschichte selbst und die Fee namens Aislinn.
 
BETA: Ganz besonders lieber Dank geht an DeepWater, der es sich trotz seiner schweren Krankheit nicht nehmen ließ, mein erster Kritiker zu sein. Du darfst dich ganz fest geknuddelt fühlen.
 
 
It’s a Wonderful Life by Alea Thoron
 
Ein neuer Anfang
 
 
"Aislinn!!!", schrie Severus. Doch die kleine Fee schien ihn nicht zu hören. Völlig verzweifelt streichelte Severus über Hermiones Wange. Wie hatte es nur so weit kommen können? Und dann traf ihn das zweite Mal an diesem Tag die Erkenntnis. Das war es, was Aislinn ihm hatte zeigen wollen: Sein Leben — mit all seinen falschen und richtigen Entscheidungen und dem wenigen Glück, das er seit ein paar Monaten insgeheim in sich fühlte — war wichtig gewesen.
 
"Aislinn, ich hab’ es begriffen!!! Mach’ dem ein Ende!", flüsterte er mit einem von Tränen verschleierten Blick auf das Mädchen in seinen Armen, das in einer anderen Realität seine Frau war, bevor er erneut gequält die Augen schloss.
 
"Severus ..."
 
Aislinns sanfte Stimme ließ ihn den Kopf heben. Er war zurück in seiner Realität und dieses Mal hatte es keine wirbelnden Farben, keinen Malstroem und auch keine Übelkeit gegeben. Stattdessen kniete er vor seinem Lieblingssessel am Kamin, seine Arme um sich selbst geschlungen und seine Hände völlig verkrampft. Die winzige Fee saß neben ihm auf der Sessellehne und beobachtete ihn sorgenvoll.
 
"Aislinn ..." konnte er nur noch wispern, während er unendlich erleichtert seine Stirn gegen die Sitzfläche lehnte und die steifen Finger um die Armlehnen des Sessels klammerte.
 
"Voldemort ist tot, Severus.", hörte er sie sagen. Es war, als ob sie ihm die letzte Bestätigung geben wollte, dass er wirklich wieder in seine eigene Welt zurückgekehrt war.
 
Severus hob erneut den Kopf und sah sie an. "Du musst mich für einen ausgewachsenen Schwächling oder sogar einen kompletten Dummkopf halten, und nicht für einen erwachsenen und höchst bewanderten Meister der Zaubertränke." Er setzte sich vorsichtig auf, wagte jedoch nicht aufzustehen, weil er sich ganz und gar nicht sicher war, ob seine Beine ihn im Moment tragen würden.
 
Doch die kleine Fee schüttelte nur den Kopf. "Nein, Severus, du bist weder ein Dummkopf noch ein Schwächling. Nur wenige Menschen hätten psychisch und physisch das durchgehalten, was du viele Jahre lang als selbstauferlegte Strafe für einen einzigen Fehler hingenommen hast. Aber du musst lernen, dich objektiv zu sehen und so zu akzeptieren, wie du wirklich bist. So, wie diejenigen dich sehen, die sich um dich sorgen — die deine Freunde sind."
 
"Freunde ...!!???" Tiefe Zweifel klangen in seiner Stimme.
 
"Ja, Freunde. Minerva, Filius, Kingsley Shacklebolt, die Malfoys und — nicht zu vergessen — Harry Potter ..."
 
Er konnte Aislinn nur ungläubig anstarren. "P-Potter ...?"
 
"Natürlich. Was glaubst du, wer in aller Stille seinen gesamten Einfluss als Kriegsheld geltend gemacht hat — mit dem Geld der Malfoys, die aus nachvollziehbaren Gründen nicht offen auftreten konnten — während Hermione beim Magischen Gerichtshof in eineinhalbjähriger harter Arbeit ein Gesetz durchboxte, das sie selbst nach dem Krieg in der Abteilung für Magische Strafverfolgung entworfen hatte, um deine Freiheit zu erzwingen."
 
"Hermione hat ... WAS?" Er hatte nur den letzten Teil der Aussage wirklich wahrgenommen.
 
Aislinn drehte eine ihrer langen blonden Locken um ihren winzigen Finger. "Das ‘Gesetz zur Wiedereingliederung von verurteilten Todessern’ stammt von Hermione."
 
‘Und ich habe dieses Gesetz lächerlich genannt. Oh Merlin!’ Severus erinnerte sich nur allzu gut an das, was er seiner Frau an den Kopf geworden hatte. Tiefe Beschämung packte ihn. Zwei Jahre! Hermione hatte das alles von langer Hand vorbereitet, weil sie sich nicht damit hatte abfinden wollen, dass er in einer dunklen Zelle in Azkaban saß und langsam verrottete.
 
Doch es gab noch etwas anderes, was Severus Aislinns Meinung nach unbedingt wissen musste. "Der Magische Gerichtshof versuchte in deinem speziellen Fall mit aller Macht, Hermione dazu zu nötigen, sich einer besonders archaischen Eidesformel in dieser Zeremonie zu bedienen." Aislinn ließ diese Worte einfach nur wirken und wartete.
 
Er blickte sie zuerst verständnislos an, bevor ganz langsam in ihm eine Erkenntnis zu reifen schien. Niemals zuvor hatte er wirklich darüber nachgedacht, hatte diesen Aspekt immer verdrängt. Handfasting-Zeremonien nach alter Reinblüter-Tradition waren in ihren rituellen Eidesformeln sehr unterschiedlich, je nachdem, welche Konsequenzen sich daraus für den Mann und die Frau ergeben sollten — und nur wenige davon waren human, wie ihm erst jetzt wirklich zu Bewusstsein kam.
 
Aislinn nickte unmerklich. "Diese ganz spezielle rituelle Eidesformel hätte bewirken sollen, dass du zu einem nicht ebenbürtigen Teil der Verbindung gemacht werden würdest, magisch an Hermione gebunden, entmenscht, ohne jegliche Rechte, indem du als Eigentum eines ‘Masters’ dein Leben fristest. Unlösbarer Bestandteil wäre eine unsichtbare, aber ertastbare Kette um deinen linken Fußknöchel gewesen ..."
 
In einer plötzlichen Hast griff er hinunter an seinen Fuß. Da war ... nichts! Er blickte auf, sprachlos, verwirrt und auch ... befreit. Befreit von einer Last, von der er bis vor wenigen Sekunden nicht einmal gewusst hatte, dass er sie tragen müsste.
 
Aislinn wartete einen Moment, bis sie sich sicher war, dass er das volle Ausmaß begriffen hatte. "Nein, Severus, da ist nichts", sagte sie leise. "Hermione hat sich geweigert, dich auf diese Art an sich zu binden. Sie benutzte eine Eidesformel, die dich in eurem gemeinsamen Leben zu einem gleichberechtigten Partner macht." Das Lächeln, das Aislinns Mundwinkel umspielte, zeigte ihm auch ohne Worte, wie stolz sie auf Hermione war.
 
Er konnte sich vorstellen, welchen Zorn sie sich mit dieser Entscheidung zugezogen haben musste. Es war kein Wunder, dass sie mit dem Ministerium und allem, was damit zusammenhing, nichts mehr zu tun haben wollte, und sich als Professor nach Hogwarts zurückgezogen hatte. Was er jedoch noch immer nicht verstand, war das Warum. Warum hatte sie alle Brücken hinter sich abgebrochen? Aber ... sie hatte es für ihn getan — nur für ihn!
 
Jetzt hielt ihn nichts mehr auf dem Boden vor seinem Sessel. Er sprang hoch, stürmte zur Wohnungstür und riss im Vorbeilaufen noch seine dicke Robe vom Haken. "Ich muss sie finden!"
 
Die kleine Fee nickte wissend. Doch da war noch etwas, das sie aussprechen musste. Mit einem kurzen Schwenk ihres winzigen Zauberstabes überbrückte sie die Entfernung zu Severus und kam kurz hinter ihm in der Luft zum Stehen. "Du hast deinen Großvater gesehen, nicht wahr?", fragte sie leise.
 
Schon an der Tür, drehte er sich noch einmal herum und prallte aufgrund ihrer plötzlichen Nähe zu seiner Nase beinahe zurück. Trotzdem schaffte er es, sein Gesicht ausdruckslos zu halten, so dass es nichts von dem zeigte, was er im Moment empfand. Er konnte den Mann, den er im Inneren Zirkel Voldemorts gesehen hatte, nicht als seinen Großvater bezeichnen. Jetzt noch viel weniger als vorher.
 
"Ja." Er wusste nicht, worauf sie hinauswollte, deshalb zog er es vor zu schweigen.
 
"Du bist der letzte Prince, auch wenn du nicht diesen Namen trägst. Doch du bist der Erste seit langer Zeit, der es wert wäre, diesen Namen zu tragen."
 
Severus hatte mit vielem gerechnet, doch niemals damit.
 
"Snape Manor steht seit vielen Jahren leer, Severus. Madame Cassiopeia konnte zwar weder das Herrenhaus noch die dazugehörigen Ländereien an ihre Tochter weitergeben, da das Testament ihres Mannes sie magisch band, aber sie hatte mit Hilfe eines renommierten Winkeladvokaten, der auf die autokratischen Gepflogenheiten im Familien- und Erbschaftsrecht bei Reinblüter-Familien spezialisiert war, eine Möglichkeit gefunden, es so auszulegen, dass sie alles dir hinterlassen konnte. Das Manor wartet auf dich und Hermione." Aislinn erwartete keine Antwort darauf und beobachtete nur lächelnd, wie er hinaushastete.
 
Ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen, wusste Severus ganz genau, wo er Hermione finden würde. Mit wehenden Roben und weit ausgreifenden Schritten bahnte er sich einen Weg durch den hohen Schnee hinunter zum Ufer des großen Sees. Sie saß zusammengekauert unter ihrem Lieblingsbaum, einer alten Weide mit weit ausladenden knorrigen Ästen, und starrte mit riesigen Augen auf die Eisfläche. Letzte Tränenspuren und rote Flecke auf ihren Wangen zeugten von dem Schmerz, den sie seinetwegen durchlitten hatte. Weit hinten, im offenen Wasser des Sees, konnte er den Riesenkraken erkennen, doch er bezweifelte, dass Hermione ihn sah.
 
"Hermione!"
 
Er zog sie hoch, schloss sie in die Arme und merkte im gleichen Moment, wie eiskalt sie sich anfühlte. Ohne zu zögern zog er seine Robe aus, wickelte sie vorsichtig darin ein und warf einen Wärmezauber auf sie. Einmal mehr fragte er sich, wie es die mächtigste Hexe dieses Jahrhunderts schaffte — wie schon so oft — zu vergessen, dass sie eine Hexe war. Sie saß hier in der klirrenden Kälte des Schottischen Hochlandes, ohne Wärmezauber.
 
Er schmiegte sein Gesicht in ihre wilden Locken und atmete tief ihren Duft ein. "Wie konntest du dich dermaßen gegen das Ministerium und die magische Gemeinschaft stellen und dich für einen Mann wie mich einsetzen?" In seiner Stimme schwang keinerlei Vorwurf, sondern nur ungekannte Wärme.
 
Doch Hermione hörte auch die Fassungslosigkeit und Verwirrung, die hinter den Worten verborgen war. Sie schob ihn nur so weit von sich, dass sie in sein Gesicht blicken konnte. "Woher weißt du ...?", fragte sie sichtlich betroffen. "Niemand war dabei, als ..."
 
Er zog sie wieder an sich, weil er nicht bereit war, sie auch nur für einen Moment wieder aus seinen Armen zu lassen. "Pschscht", murmelte er beruhigend. "Es gibt jemanden, der dabei war, auch wenn du diesen Jemand nicht gesehen hast."
 
"Aber ..."
 
Severus lachte leise. "Ich verspreche dir, dass ich dir diesen Jemand irgendwann vorstelle."
 
Ein wenig durcheinander aufgrund seines für ihn völlig ungewöhnlichen Verhaltens sagte sie mehr zu sich selbst, als dass es an ihn gerichtet war: "Kingsley war der Einzige im Ministerium, der mich unterstützt hat, wenn auch nicht offen. Zum Glück hatte ich jedoch Minerva. Sie war diejenige, die meine Motive wirklich verstanden hat. Und Harry."
 
Er konnte nur nicken. Der Junge-der-Voldemort-zweimal-überlebt-hatte und der für ihn jahrelang ein einziges Ärgernis gewesen war, hatte mehr Rückgrat bewiesen, als er ihm jemals zugebilligt hätte. Aber er war eben auch Lilys Sohn. Merkwürdigerweise verspürte er bei dem Gedanken an Lily nicht einmal einen Stich.
 
"Ich wollte keinen anderen. Nicht Ron, nicht Viktor, nicht Draco, niemanden ... nur dich", flüsterte sie plötzlich.
 
Severus schloss für einen Moment die Augen. Noch vor wenigen Stunden hätte er dies als Lüge abgetan, doch dank Aislinn und der Erinnerung an eine furchtbare Parallelwelt wusste er nun, dass Hermione die Wahrheit sagte. Sie hatte um eine Ehe gekämpft, die nach dem Willen des Ministeriums zu einer Farcehätte werden sollen, zu einer magischen Bindung, die ihn knechten sollte. Was sie ihm jedoch gegen alle Widerstände geschenkt hatte, war ein Bund, der auf einer echten Partnerschaft aufgebaut war und von dem er hoffte, dass er über den Tod hinaus bestehen bleiben würde — für die Ewigkeit. Und er hatte noch etwas begriffen: Für sie hatte diese Ehe niemals nur auf dem Papier bestanden. In dieser Sekunde schwor er sich, dass Hermione niemals wieder Grund dazu haben sollte, die Tatsache zu bereuen, dass sie ihn gewählt hatte.
 
"Ich weiß, Liebes."
 
Sie hob den Blick. So hatte er sie noch nie genannt. "Severus ...?"
 
"Es tut mir so unendlich leid." Und dann überschritt er die letzte Grenze, etwas, vor dem er sich immer gefürchtet und wogegen er sich ein Leben lang gewehrt hatte. "Ich ... ich liebe dich."
 
Es war so einfach gewesen, diese Worte auszusprechen, noch dazu, weil sie der Wahrheit entsprachen. Viel zu lange hatte er sich dagegen gesträubt, dies zuzugeben.
 
Severus sah, wie ihre braunen Augen voller Liebe aufleuchteten und die goldenen Sprenkel offenbarten, die nur dann sichtbar wurden, wenn sie glücklich war. Dies war seine Hermione, seine Ehefrau. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und streichelte sanft mit dem Daumen über ihre Wange. Dann legte er einen Arm um sie, zog sie vorsichtig eng an sich heran und liebkoste sanft ihren Rücken.
 
Als sich ihre Lippen berührten, fühlte er eine nie gekannte Wärme. Nach all den Jahren war er endlich nach Hause gekommen. Dies würde sein erstes richtiges Weihnachtsfest werden. Und er würde sein Glück niemals mehr aus den Händen lassen. Nur einen Sekundenbruchteil später spürte er, wie sie vorsichtig mit ihrer Zunge über seine Lippe strich, bis er ihrer unausgesprochenen Aufforderung nachgab und den Kuss vertiefte ...
 
Nicht weit entfernt glaubte er, ein Glöckchen klingeln zu hören. Es klang wie das silberhelle glückliche Lachen einer winzigen Fee.
 
 
 
 
ENDE
 
 
 
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